Einleitung
Im täglichen Kontakt mit Kindern – ob in der Praxis als HNO-Arzt oder in der Elternrolle– begegnet mir immer wieder eine Frage: „Wie funktioniert eigentlich das Hören?“ Kinder stellen diese Frage mit leuchtenden Augen und ehrlichem Interesse. Sie sind wissenshungrig und unendlich neugierig.
Wenn wir es schaffen, ihnen komplexe Vorgänge wie das Hören verständlich und kindgerecht zu erklären, entsteht nicht nur Wissen, sondern auch Vertrauen.

Kindgerechte Erklärung
Was ist Hören?
Stell dir vor, jemand ruft deinen Namen. Dieser Ton reist durch die Luft bis zu deinem Ohr. Dein Ohr, also die Ohrmuschel, fängt den Ton auf, schickt ihn weiter tief ins Innere deines Kopfes und dein Gehirn versteht: „Ah, da ruft mich jemand!“
Hören bedeutet also: Deine Ohren sammeln Geräusche ein und dein Gehirn macht daraus eine Bedeutung.
Was sind Töne und Schallwellen?
Wenn etwas einen Ton macht – also zum Beispiel wenn du in die Hände klatschst – bewegt sich die Luft. Diese Bewegung nennt man Schallwellen.
Man kann sich Schallwellen wie kleine Wellen im Wasser vorstellen, wenn du einen Stein hineinwirfst: Die Wellen breiten sich nach allen Seiten aus. Bei Tönen passiert das mit Luft. Dein Ohr fängt diese Wellen auf und dein Gehirn übersetzt sie in Geräusche, Stimmen oder Musik.
Ohne Luft (z. B. im Weltall) könnten wir nichts hören, weil sich Schallwellen nur in Luft (oder anderen Stoffen) ausbreiten können.
Warum sind Töne hoch oder tief oder laut oder leise?
Töne entstehen, wenn etwas schnell hin- und herwackelt (schwingt). Je nachdem, wie schnell oder langsam es wackelt, hören wir hohe oder tiefe Töne. das nennt man auch Frequenz.
- Schnelle Schwingungen = hohe Töne (wie eine Pfeife)
- Langsame Schwingungen = tiefe Töne (wie ein Donnerschlag)
Die Lautstärke beschreibt wie kräftig ein Ton ist. Leise Töne sind ganz sanft, wie beim Flüstern. Laute Töne sind stark, wie wenn du laut rufst. Die Lautstärke hängt also davon ab, wie stark die Luftwellen sind.
Kleine Experimente für Kinder
„Wellen im Wasser“ – so reisen Schallwellen
Du brauchst:
- Eine große, flache Schale oder ein Wasserbecken
- Wasser
- Kleine Steine (verschiedene Größen)
So geht`s:
- Fülle die Schale mit Wasser (etwa halb voll).
- Lass die Kinder einen kleinen Stein vorsichtig ins Wasser fallen.
- Beobachtet zusammen: kleine, feine Wellen breiten sich vom Einschlagpunkt aus.
- Jetzt lasst einen größeren Stein hineinfallen.
- Beobachtet: große, kräftige Wellen entstehen, die sich ebenfalls ausbreiten.
Erklärung für Kinder:
Wenn der Stein ins Wasser fällt, bringt er das Wasser zum Schwingen – genau wie bei einem Ton die Luft schwingt.
Kleine Steine machen kleinere Wellen – vergleichbar mit leisen oder hohen Tönen.
Große Steine machen kräftige, große Wellen – vergleichbar mit lauten oder tiefen Tönen.
„So wie die Wellen im Wasser entstehen, wenn ein Stein hineinfällt, entstehen in der Luft Wellen, wenn ein Ton gemacht wird. Nur dass wir die Luftwellen nicht sehen, sondern nur hören können!“
Extra: Lass die Kinder mehrere Steine gleichzeitig werfen (mit Abstand). Sie sehen, wie sich die Wellen überlagern ➔ das zeigt, dass sich Schallwellen auch mischen können, wie bei Musik oder Lärm.
Pusten und Flüstern (Lautstärke spüren)
Du brauchst: nur deine Stimme
Anleitung:
- Lass die Kinder erst ganz leise flüstern.
- Dann dürfen sie laut rufen (ohne zu schreien).
- Dabei sollen sie die Hand vor den Mund halten und fühlen, wie unterschiedlich stark die Luft pustet.
Erklärung:
Bei lautem Sprechen sind die Luftwellen viel kräftiger ➔ lauter Ton.
Gummiband-Gitarre (Frequenz erleben)
Du brauchst: Ein dickeres und ein dünneres Gummiband, eine leere Schachtel (z. B. Schuhkarton)
Anleitung:
- Spanne die Gummibänder über den Karton.
- Zupfe beide Gummibänder an.
- Frage: Welches Band macht einen hohen Ton? Welches einen tiefen?
Erklärung:
Das dünne, gespannte Band schwingt schneller ➔ höherer Ton (höhere Frequenz).
Das dicke oder lockere Band schwingt langsamer ➔ tiefer Ton (niedrigere Frequenz).